Samstag, 4. Juni 2016

Überschwemmungskatastrophe im Jagsttal auch menschengemacht


Schlamm von Maisäckern ergoss sich in Gräben und Täler


Von Dr. rer. agr. Brunhilde Bross-Burkhardt, Langenburg

Erosion auf einem Maisacker hinter dem Freibad in Langenburg. Von hier aus ergoss sich eine Schlammflut ins Becken des Bades, mit der Folge dass das Bad mehrere Wochen wegen Säuberungsarbeiten schließen muss. Fotos: B. Bross-Burkhardt

Nach dem Aufräumen in den Ortschaften im Jagsttal und im Kochertal muss die Ursachenforschung für die Katastrophe in den Tälern mit Geröll- und Schlammlawinen beginnen. Nach meiner Einschätzung sind nicht nur die starken Regenfälle an sich die Ursache; die Situation wurde vielmehr durch die Bewirtschaftung der Ackerflächen verschärft. Ein unglückliches Zusammentreffen von mehreren Faktoren, von Klima, Topographie, Wasserwirtschaft und Landnutzung! – Wo kamen denn die Wassermassen her, die sich über die Klingen in die Ortschaften ergossen?

Ein Gang entlang der Kante des Jagsttals gibt die Antwort. Da erstrecken sich große Maisschläge mit noch offen daliegendem Erdreich zwischen den kleinen Maispflänzchen. Das Wasser ist von hier, Feinerde mit sich reißend, über die kurzen Entwässerungsgräben nahezu ungebremst in die Klingen geschossen. Wie stark die Kraft des Wassers schon auf der nur leicht abschüssigen Hochfläche war, zeigt sich an den erodierten Erdmassen am Fuß der Maisäcker.

Von einem Maisacker nordöstlich der Straße von Langenburg nach Binselberg ergoss sich der Schlamm in einen Graben, der direkt zu einer Klinge am Jagsttalrand führt.

Halbmeterhohe Ablagerungen von Feinerde am Fuß des Maisackers.


Erosion in diesem Ausmaß habe ich während meines ganzen Berufslebens noch nicht gesehen. Auf unmittelbar neben den Maisäckern liegenden Wiesen, auf Grünstreifen und bewachsenen Feldern gibt es dagegen naturgemäß kaum Erosionsspuren. Auch auf den im Wald abwärts führenden Wegen wurde kaum Erde weggeschwemmt. Hier zeigt sich deutlich, dass die Vegetationsdecke und humoser, durchwurzelter Boden Wasser effektiv zurückhalten.


 Dies ist auch ein Maisacker, unterhalb des Langenburger Schlosses gelegen. Hier haben ein Rain und zusätzlich noch der Gehölzstreifen unterhalb die erodierte Erde aufgefangen.