Bei diesem etwa 1000 Quadratmeter großen Einfamilienhausgrundstück ist der Nutzgartenteil in offener Lage als „Garten im Garten“ angelegt. Foto: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt |
Traditionelle Gartenformen auf dem Lande, Teil 2
Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt
2. Gärten im alten Siedlungskern der Ortschaften
Im Siedlungskern der
Dörfer und kleinen Städte gibt es nicht nur Hofstellen noch bewirtschafteter
oder aufgegebener Bauernhöfe, sondern auch Anwesen anderer Bevölkerungsgruppen;
etwa die von Handwerkern, Gastwirten, Pfarrern und in anderen Berufen tätigen
Menschen. In diesen Siedlungskernen bewirtschaften die Bewohner häufig nach wie
vor Nutzgärten – aus Tradition und zur Selbstversorgung mit Gemüse und Obst.
Die seit Jahrzehnten durchgeführten Ortsverschönerungswettbewerbe sowie die
Aktivitäten der Obst- und Gartenbauvereine befördern sicherlich die
Gartennutzung in den Dörfern.
3. Hausgärten an Einfamilienhäusern
Um den Siedlungskern
hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten in fast allen Ortschaften ein
Gürtel von Neubaugebieten gelegt. In den ersten Nachkriegsjahrzehnten wurden
Baugrundstücke mit etwa 700 bis 1000 Quadratmetern oder noch mehr ausgewiesen, was
genügend Raum für die Anlage eines Nutzgartens mit Gemüse und auch für
Obstbäume bot. In den Siedlungen für die vielen Heimatvertriebenen, die ihre
Höfe in Polen, Rumänien oder Tschechien verlassen mussten, wurden auf den
Hausgrundstücken sogar kleine Nebengebäude wie Kleintierställe oder Schuppen
gebaut.
Heute sind die
Hausgrundstücke nur noch 300 bis 500 Quadratmeter groß, weil verdichtet gebaut
werden muss und weil die Leute sich bei hohen Preisen nur noch kleine
Grundstücke leisten können.
Moderne Hausgärten sind
kombinierte Nutz- und Ziergärten mit dem Charakter eines Wohngartens. Im
Unterschied zu bäuerlichen Gärten mit ihren unterschiedlichen Funktionen und
Nutzungen bilden bei den Hausgärten Haus und Garten eine Einheit. Der
Gemüseteil nimmt meistens nur eine kleine Fläche inmitten des Rasens oder am
Grundstücksrand ein. Er führt oft im wahrsten Sinne des Wortes ein
Schattendasein, da in den Hausgärten Bäume und Sträucher Schatten werfen, was
dem Gemüse nicht förderlich ist. Doch es gibt Ausnahmen; Hausbesitzer, denen
die Selbstversorgung wichtig ist, geben dem Gemüse den nötigen Raum und
verzichten auf die Ziersträucher.
Literaturhinweise:
Brunhilde Bross-Burkhardt: Mein Küchengarten. BLV-Buchverlag, 2012
Brunhilde Bross-Burkhardt; Bärbel Schlegel: Bauerngärten in Baden-Württemberg. Silberburg-Verlag, 2002 (nur noch antiquarisch)
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