Samstag, 3. Mai 2014

Löwenzahn und Graffiti

Gärtnern vor Grafitti: Nachbarschaftsgarten Ton Steine Gärten in Berlin-Kreuzberg. Fotos (2): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt.
Urban Gardening in Berlin
Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Wahrscheinlich existieren nirgendwo so viele Urban-Gardening-Projekte wie in Berlin. Eines davon ist der Nachbarschaftsgarten "Ton Steine Gärten" in Kreuzberg am Mariannenplatz. Auf der ehemaligen etwa 1000 Quadratmeter großen Brachfläche, auf der der Boden ausgetauscht wurde, bauen Anwohner oder andere Interessierte Gemüse und Kräuter an. Rein gärtnerisch betrachtet wird hier in sandiger Erde gegärtnert und nicht wie bei vielen anderen Projekten in Gefäßen. Einige Flächen werden gemeinschaftlich bewirtschaftet. Der größte Teil ist in unregelmäßig geformte Beete von etwa 10 bis 15 Quadratmeter Größe aufgeteilt. Diese werden jeweils individuell bewirtschaftet. Über Trittwege gelangt man zu den Beeten. Diese sind mit Holzprügeln, Stecken, Brettern oder Steinen abgegrenzt. Das Gelände selbst ist nicht eingezäunt. Auf einem Schild wird ausdrücklich dazu eingeladen, im Garten zu flanieren.


Die einzelnen Beete sind mit Holzpflöcken und Brettern voneinander abgegrenzt. 

Das tat ich dann auch. Zwei junge Männer sahen sich wie ich auf dem Gelände um. Eine junge Frau führte eine Besuchergruppe durch. Die Besucher waren so eindeutig in der Überzahl, denn nur eine Frau und ein Mann arbeiteten im Garten. Auf wenigen Beeten war Gemüse gesät und gepflanzt, die meisten waren nicht bestellt. Auf vielen Beeten und entlang der Zugangspfade sprießten Wildkräuter. Ich sah viel Löwenzahn, Vergissmeinnicht, Sauerampfer, Mangold, Erdbeeren, Minzen ... Nur wenige Beete schienen mit gärtnerischem Geschick und Können angelegt zu sein und betreut zu werden. Aber vielleicht war es für eine solche Beurteilung noch zu früh in der Saison (Ende April). Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Nachbarschaftsgärtner auf dem Gelände wegen des Schattenwurfs von hohen Gebäuden und Bäumen viel ernten werden. Auch aus einem anderen Grund dürfte das proklamierte Anliegen, sich selbst mit Gemüse aus diesem Garten zu versorgen, nicht erfüllt werden. – Die Initiativgruppe beklagt selbst, dass viel geklaut wird und Hunde durch das Gelände streunen ...

Mehr Informationen: http://gaerten-am-mariannenplatz.blogspot.com