Freitag, 11. April 2014

Spargelacker aus der Luft

Spargelanbaufläche bei Beelitz südlich von Berlin von oben. Foto: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

Dienstag, 8. April 2014

Gartenvielfalt auf dem Land (2)


Bei diesem etwa 1000 Quadratmeter großen Einfamilienhausgrundstück ist der Nutzgartenteil in offener Lage als „Garten im Garten“ angelegt. Foto: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt


Traditionelle Gartenformen auf dem Lande, Teil 2

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt 

2. Gärten im alten Siedlungskern der Ortschaften
Im Siedlungskern der Dörfer und kleinen Städte gibt es nicht nur Hofstellen noch bewirtschafteter oder aufgegebener Bauernhöfe, sondern auch Anwesen anderer Bevölkerungsgruppen; etwa die von Handwerkern, Gastwirten, Pfarrern und in anderen Berufen tätigen Menschen. In diesen Siedlungskernen bewirtschaften die Bewohner häufig nach wie vor Nutzgärten – aus Tradition und zur Selbstversorgung mit Gemüse und Obst. Die seit Jahrzehnten durchgeführten Ortsverschönerungswettbewerbe sowie die Aktivitäten der Obst- und Gartenbauvereine befördern sicherlich die Gartennutzung in den Dörfern.

3. Hausgärten an Einfamilienhäusern
Um den Siedlungskern hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten in fast allen Ortschaften ein Gürtel von Neubaugebieten gelegt. In den ersten Nachkriegsjahrzehnten wurden Baugrundstücke mit etwa 700 bis 1000 Quadratmetern oder noch mehr ausgewiesen, was genügend Raum für die Anlage eines Nutzgartens mit Gemüse und auch für Obstbäume bot. In den Siedlungen für die vielen Heimatvertriebenen, die ihre Höfe in Polen, Rumänien oder Tschechien verlassen mussten, wurden auf den Hausgrundstücken sogar kleine Nebengebäude wie Kleintierställe oder Schuppen gebaut.

Heute sind die Hausgrundstücke nur noch 300 bis 500 Quadratmeter groß, weil verdichtet gebaut werden muss und weil die Leute sich bei hohen Preisen nur noch kleine Grundstücke leisten können.

Moderne Hausgärten sind kombinierte Nutz- und Ziergärten mit dem Charakter eines Wohngartens. Im Unterschied zu bäuerlichen Gärten mit ihren unterschiedlichen Funktionen und Nutzungen bilden bei den Hausgärten Haus und Garten eine Einheit. Der Gemüseteil nimmt meistens nur eine kleine Fläche inmitten des Rasens oder am Grundstücksrand ein. Er führt oft im wahrsten Sinne des Wortes ein Schattendasein, da in den Hausgärten Bäume und Sträucher Schatten werfen, was dem Gemüse nicht förderlich ist. Doch es gibt Ausnahmen; Hausbesitzer, denen die Selbstversorgung wichtig ist, geben dem Gemüse den nötigen Raum und verzichten auf die Ziersträucher.


Literaturhinweise:
Brunhilde Bross-Burkhardt: Mein Küchengarten. BLV-Buchverlag, 2012
Brunhilde Bross-Burkhardt; Bärbel Schlegel: Bauerngärten in Baden-Württemberg. Silberburg-Verlag, 2002 (nur noch antiquarisch)

Gartenvielfalt auf dem Land (3)




Ein großes, eingezäuntes Gartenareal außerhalb einer Ortschaft bietet ideale Kulturbedingungen für Gemüse, Beerenobst Sommerblumen, Stauden und Dahlien. Fotos (2): Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt


Traditionelle ländliche Gartenformen in Süddeutschland, Teil 3

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt

4. Gartengrundstücke außerhalb der Ortschaften
Eine weitere Form ländlicher Gartennutzung sind einzelne Gartengrundstücke oder Obstland in der Feldflur, auf denen die Besitzer Kartoffeln, Gemüse, Beerenobst und Obst anbauen. Diese „Stückle“ oder „Gütle“ sind häufig als Erbteil aus der Aufteilung von landwirtschaftlichem Besitz übrig geblieben und werden in der Familie weiter vererbt. Die Familien bewirtschaften mit ihrem Erfahrungswissen das Land und erhalten es für die nachfolgenden Generationen. In den meisten Fällen betätigen sich nach meiner Beobachtung in diesen Gärten die Männer.

Diese Grundstücke sind oft eingezäunt oder von einer hoch gewachsenen Hecke umgeben. Die Abgrenzung ist sinnvoll und nötig, um Wild abzuhalten und natürlich auch, um Eindringlinge am Obstklau zu hindern. Oft befindet sich ein Gartenhäuschen oder ein Schuppen zum Unterstellen der Geräte auf dem Gelände.

Die Parzellen dieses Gartenareals im Überflutungsbereich eines Flusses sind in Privatbesitz. 















5. Private Gartenparzellen (Krautgärten)
Krautgärten im Außenbereich von Städten und Gemeinden sind oft ein Relikt der früheren Siedlungsstruktur. In Ortslagen, in denen die Häuser eng beieinander standen, beispielsweise in Kleinstädten mit Stadtmauer, war am Haus kein Platz für Gartenland. Gärten mussten deshalb vor die Stadtmauer oder bei kleineren Siedlungen „außer Etter“ vor dem so genannten „Etter“ (Schutzstreifen aus eng gepflanzten Gehölzen oder Hölzern) angelegt werden. Die Gartengrundstücke erstrecken sich entlang der Stadtmauer oder entlang der äußersten Bebauungsreihe der Siedlungen.

Krautgärten können im Besitz von Privatleuten sein oder auch im Besitz von Kommunen oder anderen Trägern. Städte und Gemeinden verpachten die Parzellen gegen eine sehr geringe Jahresgebühr. (Wohlgemerkt: Es handelt sich bei diesen Krautgärten nicht um „Kleingärten“, die über Kleingärtnervereine verpachtet werden und teils strengen Reglementierungen unterliegen.)

Krautgärten gehen oft ohne vertikale Abgrenzung durch Zäune oder Hecken ineinander über. Abgegrenzt werden sie nur durch Trittwege, hochkant gesetzte Steine oder andere Bodenmarkierungen. Meistens sind keine festen baulichen Einrichtungen vorhanden, allenfalls nützliche Stellagen wie Tomatenhäuser, Kompostlegen, Bohnenstangen oder Stützgerüste, dazu Wasserfässer oder selbstgezimmerte Verschläge zum Unterstellen der Gerätschaften. Ob und wie viele feste Bauten vorhanden sind, hängt davon ab, ob die Gartenfläche bei Hochwasser überflutet wird.

In Bach- und Flussnähe haben die Besitzer Zugang zum Wasser und schöpfen es mit Eimern oder pumpen es heraus. Böden im Überflutungsbereich von Flüssen sind sehr fruchtbar, weil sich hier nährstoffreiches Sediment absetzt. (Die Überflutungen in jüngster Zeit wirkten sich dagegen sicherlich eher negativ aus.)

Die offen daliegenden Gartenparzellen, die in den vollen Lichtgenuss kommen und fruchtbaren Boden haben, sind ideal für den Gemüse- und Beerenobstanbau. Flächen, die vorübergehend nicht gebraucht werden, werden mit Gründüngung oder Gras eingesät. Oder sie verwildern, wenn sie nicht mehr genutzt werden. Nach meiner Beobachtung deutet sich hier indes ein Trendwechsel an: Gartenland, das lange brach lag, wird derzeit wieder in Bewirtschaftung genommen. – Gute Aussichten für eine sinnvolle und pflegliche Nutzung des Landes! 


Literaturhinweise:
Brunhilde Bross-Burkhardt: Mein Küchengarten. BLV-Buchverlag, 2012
Brunhilde Bross-Burkhardt; Bärbel Schlegel: Bauerngärten in Baden-Württemberg. Silberburg-Verlag, 2002 (nur noch antiquarisch)