Dienstag, 8. April 2014

Gartenvielfalt auf dem Land (2)


Bei diesem etwa 1000 Quadratmeter großen Einfamilienhausgrundstück ist der Nutzgartenteil in offener Lage als „Garten im Garten“ angelegt. Foto: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt


Traditionelle Gartenformen auf dem Lande, Teil 2

Von Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt 

2. Gärten im alten Siedlungskern der Ortschaften
Im Siedlungskern der Dörfer und kleinen Städte gibt es nicht nur Hofstellen noch bewirtschafteter oder aufgegebener Bauernhöfe, sondern auch Anwesen anderer Bevölkerungsgruppen; etwa die von Handwerkern, Gastwirten, Pfarrern und in anderen Berufen tätigen Menschen. In diesen Siedlungskernen bewirtschaften die Bewohner häufig nach wie vor Nutzgärten – aus Tradition und zur Selbstversorgung mit Gemüse und Obst. Die seit Jahrzehnten durchgeführten Ortsverschönerungswettbewerbe sowie die Aktivitäten der Obst- und Gartenbauvereine befördern sicherlich die Gartennutzung in den Dörfern.

3. Hausgärten an Einfamilienhäusern
Um den Siedlungskern hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten in fast allen Ortschaften ein Gürtel von Neubaugebieten gelegt. In den ersten Nachkriegsjahrzehnten wurden Baugrundstücke mit etwa 700 bis 1000 Quadratmetern oder noch mehr ausgewiesen, was genügend Raum für die Anlage eines Nutzgartens mit Gemüse und auch für Obstbäume bot. In den Siedlungen für die vielen Heimatvertriebenen, die ihre Höfe in Polen, Rumänien oder Tschechien verlassen mussten, wurden auf den Hausgrundstücken sogar kleine Nebengebäude wie Kleintierställe oder Schuppen gebaut.

Heute sind die Hausgrundstücke nur noch 300 bis 500 Quadratmeter groß, weil verdichtet gebaut werden muss und weil die Leute sich bei hohen Preisen nur noch kleine Grundstücke leisten können.

Moderne Hausgärten sind kombinierte Nutz- und Ziergärten mit dem Charakter eines Wohngartens. Im Unterschied zu bäuerlichen Gärten mit ihren unterschiedlichen Funktionen und Nutzungen bilden bei den Hausgärten Haus und Garten eine Einheit. Der Gemüseteil nimmt meistens nur eine kleine Fläche inmitten des Rasens oder am Grundstücksrand ein. Er führt oft im wahrsten Sinne des Wortes ein Schattendasein, da in den Hausgärten Bäume und Sträucher Schatten werfen, was dem Gemüse nicht förderlich ist. Doch es gibt Ausnahmen; Hausbesitzer, denen die Selbstversorgung wichtig ist, geben dem Gemüse den nötigen Raum und verzichten auf die Ziersträucher.


Literaturhinweise:
Brunhilde Bross-Burkhardt: Mein Küchengarten. BLV-Buchverlag, 2012
Brunhilde Bross-Burkhardt; Bärbel Schlegel: Bauerngärten in Baden-Württemberg. Silberburg-Verlag, 2002 (nur noch antiquarisch)

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