Die Anfrage einer Journalistenkollegin veranlasst mich, Stellung zu Mondkalendern zu beziehen. Mondkalender und Aussaattagekalender sind, ich kann es nicht anders sagen, esoterischer Unsinn – Astrologie für Pflanzen!
Niemand braucht sie, um einen Garten bewirtschaften und gute Ernten erzielen zu können. Im professionellen Land- und Gartenbau richtet sich meines Wissens niemand (außer ein paar anthroposophischen Landwirten und Gärtnern, die ihre Radieschen nach dem Thunschen Aussaattagekalender säen) nach den obskuren Mondregeln. Warum wohl? Weil sie bedeutungslos, falsch oder frei erfunden sind.
Vor 25 Jahren gab es keine Mondkalender. Es existierte lediglich der Aussaattage-Kalender von Maria Thun, der seit den 1960er-Jahren auf dem Markt ist. In Gartenratgebern wurde der Mond nicht (oder allenfalls in anthroposophisch orientierten Büchern) erwähnt, ebensowenig Gestirnskonstellationen. Erst etwa ab 1990 kamen in Deutschland und Österreich solche Publikationen auf den Markt und wurden vielfach kopiert.
Von der großen Nachfrage nach solchen Publikationen profitieren Mondkalenderautoren und Verlage, die die Kalender in immer neuen Varianten und mit phantasievoller graphischer Aufarbeitung auf den Markt bringen. Die konstruierten Mondkalender leben von ihrem wesentlichen Element, den Sternbildern bzw. Sternzeichen und den vielen Entsprechungen. Diese Details lassen sich gut illustrieren; die bildhafte Darstellung spricht eine bestimmte Käuferklientel an. Dass namhafte Verlage, sogar landwirtschaftliche Fachverlage, diese Kalender drucken, bedeutet jedoch nicht, dass das Gedruckte auch stimmt. Es bleibt trotzdem Nonsens.
Mit ein paar Sätzen lässt sich das vielschichtige Phänomen nicht erklären. Um ihm auf die Spur zu kommen, muss man sich in Pflanzenbau und Versuchswesen, in Astronomie und ebenso in Psychologie und Volkskunde sowie im Verlagswesen kundig machen und die Hintergründe und geschichtlichen Entwicklungen kennen. Zum Weiterlesen empfehle ich meinen ausführlichen Artikel
http://www.bross-burkhardt.de/resources/Mondkalender+und+Aussaattage-Kalender +kritisch+betrachtet.pdf
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen