Samstag, 15. Februar 2014

Was Veganismus mit unserem Landschaftsbild und Biodiversität zu tun hat


Bei Aufgabe der Milchwirtschaft würden viele Wiesen und Weiden aus dem Landschaftsbild verschwinden.            Foto: Dr. Brunhilde Bross-Burkhardt


Die Veganer, die ich kenne, schwärmen von der Natur. Sie genießen es, sich in vielfältiger Kulturlandschaft mit Wiesen und Weiden, Rainen und Streuobstbäumen zu bewegen. 

Dieses Lebensgefühl sei ihnen gegönnt. Allerdings steht es im Widerspruch zu ihrer Ernährungs- und Lebensweise. Denn wenn viele Menschen keine Milchprodukte mehr verbrauchten, würden Wiesen und Weiden sehr bald verschwinden. Diese Landschaftselemente gibt es nur, weil es (Milch-)Viehhaltung gibt. Ein Naturerleben wie wir es heute kennen, wäre dann nicht mehr möglich. Doch wie hängt das zusammen?

Unsere Kulturlandschaft bildete sich über Jahrtausende und Jahrhunderte hinweg durch Eingriffe des Menschen in die bestehende Vegetation mit Urwäldern heraus. Die Menschen schafften durch Rodung der Wälder, Weidewirtschaft und Ackerbau ihre fein differenzierten Kulturlandschaften. Kulturlandschaften sind derzeit vielen Bedrohungen ausgesetzt: ausuferndem Siedlungs- und Straßenbau, Übernutzung durch intensive Landbewirtschaftung, Anbau von Energiepflanzen ... und – bei etwas spitzfindiger Betrachtungsweise – konsequentem Veganismus, der Nutztierhaltung ablehnt.

Es ist zwar kaum vorstellbar, dass die gesamte Menschheit oder gar nur ein nennenswerter Teil zum Veganismus umschwenkt. Insofern ist das hier aufgezeigte Szenario hypothetisch. Aber konsequent zu Ende gedacht bedeutet vegane Lebensweise, dass Wiesen und Weiden aus unserer Landschaft verschwinden.

Denn nur Tiere (Rinder, Schafe, Gänse usw.) können das dort wachsende Gras fressen und verdauen. Wiesen und Weiden lassen sich in vielen Fällen nicht in Ackerland umwandeln. Um das vertraute Landschaftsbild zu erhalten, müssten Landschaftspfleger das Grünland regelmäßig mähen. Doch das macht wenig Sinn, genauso wenig wie das Rasenmähen im Garten. Über kurz oder lang würde sich die natürliche Vegetation das Terrain zurückerobern; das einstige Grünland würde zum Wald. (Es sei denn, man würde den Aufwuchs an Gräsern und Kräutern zur Energiegewinnung in Biogasanlagen einsetzen. Doch diesem Diktat der Energieerzeugung um jeden Preis sollte sich die Landschaft nicht auch noch unterwerfen lassen.) So sehr wir unsere Wälder mögen und brauchen, so wenig wünschenswert wäre diese Rückentwicklung. Ganz abgesehen von der direkten Wirkung auf die menschliche Psyche würden viele Tier- und Pflanzenarten verschwinden, weil ihnen ihre Lebensräume fehlen. Eine solche Entwicklung wünschen sich naturverbundene Veganer sicher auch nicht.

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